Harlowe Avant Max Testbericht - 80W Bi-Color Led COB Licht

Harlowe Avant Max Testbericht - 80W Bi-Color Led COB Licht

Inhaltsverzeichnis

Wer auf der Suche nach einem Dauerlicht ist, stösst oft auf langweilige, ähnlich aussehende Leuchten. Doch nicht so bei Harlowe. Sie stechen mit einem edlen Design hervor, das an alte Hasselblad-Boxkameras erinnert. Mit ihrer neuesten Serie hat sich Harlowe zudem stärker auf Portabilität fokussiert, und ich hatte die Gelegenheit, für euch das Modell Avant Max genauer zu betrachten. Ob die Leuchte nicht nur im Design, sondern auch mit der Leistung überzeugen kann, habe ich für euch getestet.

Der Lieferumfang

Das Avant Max ist ein 80W Bi-Color-Dauerlicht, das verspricht, es auch mit Lichtern deutlich höherer Leistungsklassen aufzunehmen. Laut Harlowe verfügt das Licht über eine Farbtemperaturspanne von 2700K bis 6500K und erreicht dabei CRI- und TLCI-Werte von über 96. Das Harlowe Avant Max wird in einer eleganten, schwarzen und unauffälligen Box geliefert. Bei genauerem Hinsehen offenbaren sich auf der Verpackung stilvolle Details, die das Licht selbst und den Verpackungsinhalt dezent abbilden – ein raffinierter visueller Effekt, der der Präsentation einen besonderen Touch verleiht.
Schon beim Auspacken fällt die herausragende Verarbeitung auf. Das Gehäuse besteht – mit Ausnahme der Seiten – vollständig aus Aluminium und weist keinerlei unschöne Spaltmasse auf, was einen hochwertigen Eindruck hinterlässt. Auch die Linse, die im Lieferumfang enthalten ist, fühlt sich hochwertig an und ist aussen ebenfalls mit Aluminium ummantelt. Diese 45-Grad-Linse eignet sich hervorragend für gezielte Lichteffekte und verstärkt den soliden Eindruck des gesamten Set-ups. Das Standard-Kit enthält zudem zwei Kabel und ein 100W-Netzteil. Besonders praktisch ist das standardisierte D-Tap-auf-Barrel-Plug-Kabel, das Flexibilität bietet, falls du ein längeres Kabel benötigst.
Zudem ist ein Festnetz-/USB-C-Adapter enthalten, der anstelle des Akkus montiert werden kann. Der Akku, der für den Einsatz abseits einer Steckdose eine zentrale Rolle spielt, hat eine Kapazität von 99Wh und kann nicht nur das Licht betreiben, sondern auch als USB-C-Powerbank verwendet werden. Dafür stehen zwei USB-C-Anschlüsse sowie ein D-Tap-Anschluss zur Verfügung. Sollte der Akku leer sein, lässt er sich entweder über USB-C mit bis zu 45W laden oder direkt am Licht.
Ein weiteres durchdachtes Feature ist das Display am Akku, das den aktuellen Ladezustand oder die verbleibende Betriebszeit anzeigt – ein praktisches Tool, um die Energieverwaltung im Blick zu behalten. Ein kleines, aber nützliches Detail ist die am Akku integrierte Lampe, die dabei hilft, das Licht auch im Dunkeln schnell zu finden. Ein echtes Highlight ist der Neiger aus Aluminium, denn beim Verstellen des Winkels rastet dieser spür- und hörbar bei verschiedenen Positionen ein. Das Licht wird zudem per V-Mount auf dem Neiger befestigt und rastet sicher ein.

Trotz der durchdachten Ausstattung vermisse ich jedoch eine passende Transporttasche im Lieferumfang, die das portable Set-up abrunden würde. Eine solche Tasche hätte nicht nur praktische Vorteile, sondern würde den professionellen Gesamteindruck weiter verstärken. Ausserdem hätte ich es wünschenswert gefunden, wenn noch die Farbfilter und der Bowensmount-Adapter standardmässig im Lieferumfang dabei wären.

Im Einsatz

Optisch gefällt mir das Licht hervorragend, auch wenn ich nicht unbedingt ein Retro-Fan bin. Trotzdem wirkt es erfrischend anders: Einerseits minimalistisch und modern, andererseits klassisch wie eine Hasselblad. Nun stellt sich die Frage: Kann man mit diesem schönen Teil auch wirklich arbeiten, oder gilt hier “Design vor Funktion“?
Im Einsatz habe ich das Licht für verschiedene Verwendungszwecke ausprobiert – Key, Rim, Fill etc. – und konnte mir ein Bild davon machen, für wen es sich lohnt. Dabei hatte ich stets die 80W-Leistungsklasse im Hinterkopf, die weder für Studioaufnahmen im Foto- noch im Videobereich als Powerhouse durchgeht. Es scheint klar, dass das Licht nicht primär auf Studiobesitzer abzielt, sondern eher auf Kreative, die viel unterwegs sind und oft fern von Steckdosen arbeiten. Besonders interessant dürfte es für jene sein, deren Kundschaft mehrheitlich im B2C-Bereich anstatt im B2B-Bereich angesiedelt ist.

Lasst mich kurz erklären, warum das Licht besonders auf Kreative mit Privatkundschaft abzielt. Wenn dich das nicht interessiert, kannst du diesen Absatz gerne überspringen. Die Interessen von B2C-Kunden unterscheiden sich deutlich von denen der B2B-Kunden. Für die meisten B2B-Kunden zählt nur das Resultat, und wie es entstanden ist, spielt meist keine Rolle – Aufträge werden fast ausschliesslich nach den Ergebnissen vergeben. Bei B2C-Kunden hingegen ist alles wichtig: sowohl das Resultat als auch die gesamte Experience. Wer also mit stilvollem Equipment auftritt, kann einerseits höhere Preise verlangen und hinterlässt andererseits einen besseren Eindruck beim Kunden.

Während meiner Testphase hat sich das Licht als sehr vielseitig einsetzbar erwiesen, insbesondere auch mit der beigelegten Linse. Als Fill- und Akzentlicht ist es hervorragend geeignet und bietet sowohl im Studio als auch unterwegs mehr als genug Leistung. Besonders positiv ist, dass der Akku die volle Leistung des Lichts ausschöpfen kann, was die Flexibilität unterwegs erhöht.
Als Keylight mit Softbox konnte mich das Licht jedoch nicht ganz überzeugen. Aufgrund des fehlenden Bowens-Adapters und der „nur“ 80W ist die Auswahl an geeigneten Softboxen sehr begrenzt. Persönlich sehe ich das obere Limit bei einer 65 cm Softbox, was für manche Studiozwecke dennoch ausreichen mag. Hier wurde mir auch klar, warum das Licht nicht mit mehr Zubehör, wie etwa einem Bowens-Adapter, geliefert wird – es hat einfach nicht genug Leistung, um die meisten Softboxen angemessen auszuleuchten.
Wo das Licht jedoch wirklich glänzt, ist bei der Portabilität. Durch das Akkusystem und die kompakte Bauform lässt es sich leicht transportieren. Auch wenn es kompaktere Lichter gibt, möchte ich hier keinen Vergleich ziehen, da ich diese noch nicht getestet habe. Trotzdem finde ich, dass die etwas grössere Bauweise ein guter Kompromiss zwischen Portabilität und Benutzerfreundlichkeit ist.
Mit dem 100Wh-Akku läuft das Licht auch über 70 Minuten auf voller Leistung und kann erfreulicherweise mit klassischen V-Mount-Akkus betrieben werden. Ist eine Steckdose oder eine 100W-Powerbank verfügbar, lässt sich das Setup weiter verkleinern, sodass man nicht immer den V-Mount-Akku mitschleppen muss.

Nun zur Bedienung, die anfänglich bei meinem Unboxing etwas verwirrend war. Zuerst konnte ich nicht herausfinden, wie sich das Licht einschalten lässt, da es keinen offensichtlichen Ein-/Ausschalter gibt. Um das Licht zu aktivieren, muss man den unteren Drehregler gedrückt halten und drehen – ein Konzept, das mich nicht ganz überzeugt hat. Ein einfacher Ein-/Ausschalter wäre intuitiver, schneller und klarer gewesen. Sobald das Licht jedoch eingeschaltet ist, gestaltet sich die Bedienung als sehr intuitiv. Am Gerät gibt es mehrere Tasten sowie zwei Drehregler. Der eine ist stufenlos für die Helligkeit, während der andere für die Farbtemperatur über definierte Klicks verfügt, was es erleichtert, die Regler zu unterscheiden und präzise Einstellungen vorzunehmen. Die Helligkeit lässt sich von 0% bis 100% in 1%-Schritten regulieren oder durch einen Druck auf den Drehregler in 25%-Schritten anpassen. Die Farbtemperatur kann zwischen 2700K und 6500K in 100K-Schritten verändert werden, oder man wählt aus den voreingestellten Werten von Harlowe, die ebenfalls durch einen Klick auf den Drehregler aktiviert werden. Das Farbdisplay zeigt die aktuellen Einstellungen an und unterstreicht das durchdachte Design, das nicht nur funktional, sondern auch ästhetisch ansprechend ist.

Die App-Integration ist ebenfalls sehr gut umgesetzt. Das Pairing erfolgt schnell und unkompliziert per NFC, was den Prozess deutlich vereinfacht. Alle Änderungen an den Einstellungen werden ohne Verzögerung direkt vom Licht übernommen. Allerdings vermisse ich noch einige zusätzliche Funktionen in der App, die über das hinausgehen, was am Gerät selbst möglich ist. Besonders nützlich wären benutzerdefinierte Presets die nicht nur in Gruppen und Szenen verfügbar sind. Dies würde das Adressieren von einzelnen Lichtern vereinfachten. Wer jedoch gerne mit Szenen und Gruppen arbeitet, wird sich hier zuhause fühlen.

Im Labor

Design, Verarbeitung und Software nützen alles nichts, wenn die Lichtqualität nicht gut ist. Um dies herauszufinden, habe ich das Licht für euch getestet. Getestet habe ich das Licht mit einem Spektrometer und dabei folgende Parameter genauer unter die Lupe genommen. Angeschaut habe ich mir die Helligkeit und wie konstant die Helligkeit über den CCT Bereich ist. Ein besonderes Augenmerk habe ich aber auf die Farbgenauigkeit gelegt und habe hierfür die neusten Standards für die Bewertung genommen.

Das Avant Max erreichte in meinen Tests ohne die Linse eine Spitzenhelligkeit von 3070 Lux bei 1 m, was ungefähr 10,1 EV entspricht. Diese Lichtleistung liegt allerdings leicht unter dem Durchschnitt wo man bei ähnlichen leistungswerten um die 5000 Lux erreicht. Dies überrascht, da im Marketingmaterial viel von Effizienz die Rede ist. Trotz der leicht unterdurchschnittlichen Effizienz ist der Lichtoutput ausreichend. Falls du mehr Licht benötigst und du keine Softbox nutzt, kannst du mit der mitgelieferten Linse 10.600 Lux erzielen, was sich mit einem 180W LED-Licht vergleichen lässt, das keinen Lichtformer drauf hat.
Was man beachten muss, ist, dass der Lüfter im Dauerbetrieb ist, wenn man diese Helligkeit erreichen möchte. Erst unter 20 % Helligkeit lässt sich der Lüfter ausschalten. Da der Lüfter jedoch relativ leise ist, sollte das in der Regel kein Problem darstellen.

Zusätzlich habe ich die Linearität der Helligkeitseinstellungen und die Konstanz der Lichtleistung bei unterschiedlichen CCT-Werten gemessen. Die Linearität des Lichts ist gut und liegt in einem normalen Bereich: 10 % Leistung entsprechen in Wirklichkeit etwa 15 %, während 50 % Leistung ca. 54 % sind. Hingegen hätte ich bei der Helligkeit über den CCT-Bereich ein wenig mehr erwartet, denn der hellste und dunkelste Wert liegen 0,3 Blendenstufen auseinander, was grundsätzlich für Nicht-Cinema-Lichter normal ist. Dies ist für die Fotografie weniger relevant als für die Videografie, dennoch spielt das Licht mit seinem Preis in einer anderen Liga als das übliche 80W LED-Licht.

Abschliessend zur Lichtleistung habe ich auch die Lichtqualität überprüft, die meiner Meinung nach viel wichtiger ist. Um die Lichtqualität bewerten zu können, habe ich mir die CCT-, Duv-, TM-30- und SSI-Werte genauer angeschaut, da diese die momentan grösste Aussagekraft über die Lichtqualität haben.
Beginnen wir mit der CCT-Genauigkeit, denn dies ist die einzige Metrik, die mich nicht überzeugt. Ein durchschnittlicher Mk-1-Score von unter 9 ist zwar gut, zeigt jedoch nicht das gesamte Bild. Betrachtet man die Werte von 3200K aus dem Datensatz, liegen die Werte knapp unter 11, was eine merkliche Farbtemperaturverschiebung ergibt, mit einem maximalen Wert von über 14 – und das ist für diesen Preis nicht akzeptabel. Hier möchte ich jedoch anmerken, dass mit der Linse die Farbtemperatur-Genauigkeit besser wird, z.B. wird aus knapp 6900k, ~6650k.
Im Gegensatz dazu ist die DUV-Verschiebung gleichmässig mit maximal 0.007 was ca. 0.25G Verschiebung entspricht. Dieser Wert liegt in einem akzeptablen Bereich, und da wir über das ganze CCT Spektrum etwa die gleiche Verschiebung haben, lässt sich der Grünstich auch einfach korrigieren.
Auch bei den anderen Metriken kann das Licht punkten: Die TM-30-Werte liegen mit einem durchschnittlichen RF-Score von 94 und einem RG-Score von 100 ebenfalls im positiven Bereich. Auch die SSI-Werte liegen im erwarteten Rahmen, mit einem SSI-Wert bei 3200K von 84 und bei 5500K von 74. Den Fokus würde ich bei den Farbmetriken eher auf den SSI legen, da dieser die Übereinstimmung mit Referenzquellen und deren Spektren bewertet.

Fazit

Nach ausgiebigen Tests, bei denen ich das Licht auf Herz und Nieren geprüft habe, stellt sich nun die Frage: Lohnt sich dieses Produkt? Grundsätzlich gibt es viele positive Aspekte, die für das Licht sprechen. Einerseits überzeugt es durch sein ansprechendes Design, die hervorragende Verarbeitung und das durchdachte Zubehörsystem. Andererseits punktet es mit guten SSI- und TM-30-Werten sowie einer Lichtleistung, die in vielen Einsatzbereichen überzeugt. Zusätzlich ist es ein echter Blickfang und dient oft als Gesprächsstarter – egal, wo es eingesetzt wird.
Allerdings gibt es auch Aspekte, die meine – zugegeben hohen – Erwartungen nicht ganz erfüllt haben. Besonders die ungenauen CCT-Werte fallen für mich, angesichts des aufgerufenen Preises, negativ auf. Auch kleinere Details wie der umständliche Einschaltknopf, der permanent laufende Lüfter und die fehlende Möglichkeit, benutzerdefinierte Presets in der App zu speichern, mindern den Gesamteindruck. Diese Schwächen deuten darauf hin, dass Harlowe hier noch Verbesserungspotential hat, um das Licht in die oberste Liga zu katapultieren. Viele dieser Punkte könnten jedoch durch ein einfaches Softwareupdate behoben werden.
Ob dieses Licht für dich geeignet ist, hängt stark von deinen individuellen Anforderungen ab. Ich sehe das Avant Max vor allem bei kreativen Anwendern, die häufig im B2C-Bereich tätig sind, etwa Hochzeitsfotografen oder Outdoor-Fotografen. Gerade für diese Zielgruppe, die oft mobil und fern von Steckdosen arbeitet, könnte es eine sinnvolle Ergänzung sein. Wer hingegen primär im Studio arbeitet oder regelmässig anspruchsvolle B2B-Projekte umsetzt, sollte vielleicht gleich zur Pro-Serie von Harlowe greifen.

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Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit Perrot Image SA entstanden. Ich habe das Licht für diesen Testbericht kostenlos erhalten. Dies hat jedoch keinen Einfluss auf meine Meinung und die Bewertung des Produkts. Ich habe das Licht unabhängig getestet und meine ehrliche Meinung dazu abgegeben.

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