Sony A1 II im Test: Die beste Wildlife Kamera?   – 6 Monate Praxiserfahrung

Sony A1 II im Test: Die beste Wildlife Kamera? – 6 Monate Praxiserfahrung

Inhaltsverzeichnis

Dies ist Teil 1 der Serie, in der ich meine Erfahrungen in unterschiedlichen Genres mit der Sony A1 II teile.

Die Sony A1 II ist seit einem halben Jahr auf dem Markt – und seit genau so langer Zeit in meiner Fototasche. Als Nachfolgerin der A1 hat sie in der Community für Gesprächsstoff gesorgt. Revolution? Eher nicht. Evolution? Definitiv. Ich finde: genau der richtige Weg. In diesem Erfahrungsbericht zeige ich, warum mich die A1 II in der Wildlife-Fotografie überzeugt – und wo ich mir dennoch mehr wünsche.


Technische Eckdaten im Überblick

Spezifikation
Sensor 50.1 MP Vollformat, BSI CMOS
Autofokus 759 Punkte, inkl. Eye-AF für Mensch, Tier & Vogel
Serienbildrate Bis 30 fps (lossy RAW), 20 fps (lossless RAW)
Video 8K 30p, 4K 120p
Sucher 9,44 Mio. Punkte OLED
Speicherkarten Dual Slot (CFexpress Typ A & SD UHS-II)

Unboxing & Erste Eindrücke

Schon beim Auspacken war klar: Hier kommt Profi-Feeling auf. Die Kamera liegt gut in der Hand, die Bedienung fühlt sich vertraut an, mit lediglich kleinen Änderungen im Vergleich zu meiner A7R III. Was mir gleich am stärksten auffällt, Sony hat an der Ergonomie geschraubt. Ich hatte das Glück, früh eines der ersten Modelle in der Schweiz zu bekommen – danke an Foto Video Zumstein für den Support!


Mein Setup

Wer sich wundert, warum meine A1 II etwas anders aussieht: Ich nutze einen Skin zum Schutz und den optionalen Vertikalgriff für bessere Balance mit langen Brennweiten. Hauptsächlich kombiniere ich die Kamera mit dem Sony 200–600mm G OSS und dem 100–400mm GM – beides bewährte Telezooms für die Tierfotografie.


In der Praxis: Vom Stadtschwan bis zur Bachstelze

Ob frühmorgens am See, bei Nacht in Zürich oder auf der Pirsch im Wald – in den letzten Monaten durfte ich mit der A1 II viele besondere Momente erleben. Dabei ging es nicht nur ums Testen, sondern ums echte Arbeiten mit der Kamera. Von der Jagdtakrobatik einer Bachstelze bis hin zu fliegenden Graugänsen: Die Kamera war mein ständiger Begleiter. Wie sich die A1 II in diesen Situationen geschlagen hat, zeige ich dir anhand konkreter Beispiele.


Szene: Graugänse im Anflug

Später Nachmittag. Die Sonne stand tief und warf warmes Licht über die Wasseroberfläche. Ich war gerade dabei, mein Setup zu wechseln, als ich ein Graugans-Paar im Landeanflug entdeckte. Schnell montierte ich wieder mein Teleobjektiv, um die beiden Gänse zu fotografieren. In der letzten Kurve gelang mir ein wunderschönes Bild – die Bewegung war elegant, das Licht perfekt.

Mehrere Paare waren bereits am Seeufer und auf dem Wasser, stritten um Brutplätze oder suchten nach Futter. Mittendrin: ein Blässhuhn, das sich von dem Trubel nicht stören liess. Es schwamm bei wunderbarem Gegenlicht direkt an mir vorbei – das Licht spiegelte sich im Wasser, ich lag flach auf dem Boden, um auf Augenhöhe zu fotografieren. So entstand ein natürlich gerahmter Tunnel aus Bokeh-Bällen, durch den das Blässhuhn schwamm.

Da das Gefieder des Blässhuhns dunkel ist und ich im Gegenlicht arbeitete, war es nicht einfach, den Fokus zu halten. Doch die A1 II bewies, weshalb sie zu den besten Kameras für Wildlife zählt: Der Autofokus sass perfekt. Die grösste Herausforderung war für mich jedoch, den Vogel überhaupt im Sucher zu finden – das starke Gegenlicht blendete enorm.

In der Nachbearbeitung bereitete mir die RAW-Datei keinerlei Probleme. Die A1 II bietet einen hervorragenden Dynamikumfang, sodass ich Lichter und Schatten sauber ausbalancieren konnte. Viele Details, die im RAW fast verborgen waren, konnte ich problemlos herausarbeiten – ohne dass das Bild an Natürlichkeit verlor.

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Szene: Stadtschwäne bei Nacht

Zürich, spät nachts – ich war mit Fotofreunden (Jean-Claude & Joram) unterwegs. Die Stadt war fast menschenleer, nur das leise Rauschen der Limmat und entferntes Verkehrsgeräusch waren zu hören. Unter einer Brücke gleitete ein Schwanenpaar durch das vom Licht der Strassenlaternen schwach beleuchtete Wasser.

Um genügend Licht auf den Sensor zu bekommen, fotografierte ich mit Verschlusszeiten unter 1/200s und stützte das Objektiv direkt am Boden ab. Da die Tiere in Bewegung waren, musste ich den ISO-Wert auf über 6400 erhöhen – für mich ungewohnt hoch, aber notwendig.

Um die Kamera an ihre Grenzen zu bringen, arbeitete ich ausschliesslich mit dem Autofokus. Natürlich hätte ich manuell fokussieren können, aber in Uni-Kleidung und mit ÖV-Heimfahrt vor mir, war das keine Option. Zum Glück arbeitete der Autofokus zuverlässig – trotz f/5.6 am 100–400mm GM, was für Nachtaufnahmen nicht optimal ist.

Die grösste Herausforderung war, die Kamera ruhig zu halten und die Tiere mit minimaler Bewegung zu fotografieren. Dank der hervorragenden Bildstabilisierung der A1 II war Verwacklung kein grosses Problem.

Die Bilder sind nicht perfekt – aber welches Bild ist das schon? Dank der Top-Features der A1 II konnte ich trotzdem einige starke Aufnahmen machen. Mit moderner Rauschreduzierung in der Nachbearbeitung liessen sich die ISO-6400-Aufnahmen gut optimieren.

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Szene: Die Bachstelzen-Serie

Ein echtes Highlight war meine kleine Serie über Bachstelzen. Über mehrere Wochen hinweg beobachtete ich sie und konnte sogar die Aufzucht der Küken miterleben. Ich verbrachte viele Nachmittage an einem kleinen Wasserlauf – meist dann, wenn das Licht weich war und die Vögel aktiv aber nicht scheu waren. Mit der Zeit entstand eine gewisse Vertrautheit. Die Tiere gewöhnten sich an meine Präsenz, sodass ich ohne Tarnung näher herankam und ihr Verhalten aus nächster Nähe dokumentieren konnte.

Besonders hilfreich war der Pre-Capture-Modus der A1 II. Dadurch konnte ich Momente festhalten, die sonst verloren gegangen wären – etwa als eine Bachstelze im Flug in einem eleganten Bogen nach einer Fliege schnappte. Ohne den Puffer hätte ich diesen Moment wahrscheinlich verpasst.

Den Auftakt der Serie bildete ein Foto einer erwachsenen Bachstelze im Abflug – mit einem Insekt im Schnabel. Für mich einer dieser seltenen Momente, in denen alles zusammenpasst: Schärfe, Dynamik, Bildaufbau. Trotz ISO 3200 blieb das Bild klar und detailreich.

Ein weiteres Highlight: die Fütterungsszene. Ein Altvogel bringt ein Insekt – das Küken wartet schon. Die Übergabe passiert fast im Sprung. Dank der hohen Serienbildrate konnte ich die Szene in präzisen Bildfolgen einfangen. Hier zeigt sich, wie schnell und präzise die A1 II arbeitet.

Zum Abschluss entstand eines meiner Lieblingsbilder: Zwei flügge Küken sitzen nebeneinander und beobachten, wie der Altvogel durch die Luft jagt. Neugierig, wachsam, fast synchron. Das Licht fällt weich auf das Gefieder – jede Struktur sichtbar. Ein ruhiger Moment voller Symbolik: Fürsorge, Lernen, der kleine Rhythmus des Alltags in der Natur.


Nicht alles Gold, was glänzt

Die A1 II schafft theoretisch 30 Bilder pro Sekunde – praktisch arbeite ich mit 20. Um die volle Geschwindigkeit zu erreichen, müsste ich in den lossy-RAW-Modus wechseln, doch ich fotografiere fast ausschliesslich in lossless RAW. Für meine Arbeit reicht das in den meisten Situationen vollkommen aus. Trotzdem würde ich mir wünschen, dass der Boost-Button automatisch den Wechsel übernimmt. So könnte ich im entscheidenden Moment auf 30 fps umschalten, ohne vorher ins Menü zu müssen.

Auch wenn die A9III in Sachen Geschwindigkeit noch einen draufsetzt, war für mich schnell klar: Ich brauche die höhere Auflösung. Für Prints, für Crops, für andere Arten der Fotografie. Die A1 II ist hier einfach vielseitiger – gerade in der Wildlife-Arbeit, wo Details zählen.

Was die Akkulaufzeit betrifft: Zwei Akkus bringen mich durch den Tag, aber wirklich entspannt ist das nicht. Ein zusätzlicher Batterieeinschub im Griff, idealerweise modular erweiterbar, wäre da eine willkommene Option.

Der Autofokus gehört zu den stärksten Features der Kamera – gerade das Eye-AF-System für Vögel ist beeindruckend. Doch in komplexen Szenen, etwa mit viel Vordergrund oder Überlappung, verliert das System manchmal das Tracking, obwohl das Motiv noch klar sichtbar ist. Ich hoffe, dass Sony hier per Firmware noch weiter optimiert.

Und schliesslich: die Speicherkarten. CFexpress Typ A ist schnell, keine Frage. Aber auch teuer. Eine 640-GB-Karte von Sony kostet rund 900 Franken. Für das Geld bekomme ich ein Smartphone – oder 16 TB SSD-Speicher. Klar, Profi-Tools kosten. Aber hier wünsche ich mir trotzdem mittelfristig bessere, bezahlbare Alternativen.

Fazit

Nach sechs Monaten mit der A1 II kann ich sagen: Diese Kamera ist mehr als ein Werkzeug – sie ist ein verlässlicher Partner geworden. Klar, nicht alles ist perfekt. Es gibt ein paar Ecken, an denen ich mir Verbesserungen wünsche – etwa beim Speichermedium oder der Flexibilität beim Serienbildmodus. Aber das Gesamtpaket überzeugt. Die Kombination aus hoher Auflösung, starkem Dynamikumfang, guter Rauschkontrolle und zuverlässigem Autofokus macht die A1 II für meine Wildlife-Arbeit zur idealen Kamera. Ich kann damit genau die Art von Momenten festhalten, die mir wichtig sind – ob eine Bachstelze im Flug oder ein Schwan bei Nachtlicht. Für mich ist die A1 II keine Revolution, aber ein logischer und gelungener Schritt nach vorne. Und vor allem eine Kamera, auf die ich mich draussen verlassen kann.

Mein Setup

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